Was ist Qi-Gong ?

Qigong hat sich aus jahrtausendealten, chinesischen Energieübungen der „Lebenspflege“ entwickelt. Qigong kann jeder erlernen, unabhängig von Herkunft, Wissen, Beruf und Alter. Der Anwendungsbereich von Qigong-Übungen ist sehr vielfältig.

Qigong ist Lebenspflege. Es fördert den harmonischen Fluss der Lebensenergie „Qi“ durch eigenes kontinuierliches, geduldiges, absichtsloses Bemühen und Üben: „Gong“. Qigong-Übungen können das Leben verlängern, regen die Selbstheilungskräfte an, schaffen Entspannung, Wohlgefühl, Gesundheit, Schönheit, Energie, geistige Frische und innere wie äußere Harmonie. Die Wirkung kann man schon bei Kindern beobachten.

Im medizinischen Bereich dient Qigong der Erhaltung der Gesundheit, der Therapieunterstützung, der Linderung von Beschwerden, und der Rehabilitation. Die therapeutische Wirkung beruht auf der regulierenden und stärkenden Beeinflussung physiologischer und psychischer Funktionen, durch bestimmte Körperhaltungen und Bewegungen und der Beruhigung des Atems und des Geistes.

Die »Fünf Elemente« im Kosmos

Das System der »Fünf Elemente« oder »Fünf Wandlungsphasen« ist einer der Grundpfeiler der alten chinesischen Philosophie. Es hat die Politik, die Geographie, die Religion, die Sitten, die Medizin und die Kriegskunst beeinflusst. Diese Theorie ist für die chinesische Medizin, die Akupunktur und Arzneimittellehre wie auch für die Praxis des Qi Gong von großer Bedeutung.

Für Marcel Granet entspringt die Theorie der »Fünf Elemente« der Beobachtung der vier Himmelsrichtungen und vier Zeitabschnitte: Morgenröte, Tag, Dämmerung und Nacht beziehungsweise Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die »Fünf Elemente« werden nach den vier Himmelsrichtungen Holz, Feuer, Metall, Wasser genannt; was das Zentrum angeht, von dem aus beobachtet wird, so wird es durch das fünfte Element, Erde, symbolisiert.

Fünf Elemente

Die zwölf Hauptleitbahnen

Die zwölf Leitbahnen sind symmetrisch angeordnet. Man nennt sie die Hauptleitbahnen, weil sie mit den zwölf wesentlichen Funktionen der inneren Hauptorgane verbunden sind. Ihre Aufgabe ist es, das Qi zu transportieren und die Organe mit Nahrung, hauptsächlich mit der nährenden Energie Yong Qi, zu versorgen. Für jede Funktion gibt es eine Leitbahn. Deshalb sind sechs Leitbahnen Yin und sechs Tang.

Leber-Meridian

Diese Leitbahnen zirkulieren an der Oberfläche der Haut. Sie sind aber mit den Organen durch innere Leitbahnen verbunden. Sie vollführen eine Endlosschleife, laufen an den Armen herunter, um wieder aufzusteigen, bewegen sich im Rumpf nach unten bis zu den unteren Extremitäten und den Füßen, um dann wieder zum Unterleib und Rumpf aufzusteigen, wo eine zweite Schleife beginnt usw. Es ist üblich, mit der Lungen-Leitbahn zu beginnen, denn das ist das Organ, in dem die Zirkulation beginnt, wobei das Qi durch die Dynamik der Atmung in diese Schleife eintritt. In der chinesischen Medizin ist die Kenntnis des Verlaufs der Leitbahnen sehr wichtig, um die Akupunkturpunkte zu lokalisieren und zu bearbeiten, aber auch, um Störungen entlang der Leitbahnen zu diagnostizieren.

Gallenblase-Leitbahn

Beim Qi-Gong-Training haben die Atmung und die mentale Führung des Qi die Aufgabe, Blockierungen zu lösen und die Durchlässigkeit dieser Kreisbahnen zu erhöhen, um so zu einer wirksamen Vorbeugung beizutragen.

Sonderleitbahnen

Das Qi

Die chinesische Physiologie stützt sich auf drei dynamische Elemente: Die Energie (Qi), das Blut (Xue) und die Körpersäfte (Jin Ye). Das Blut zirkuliert in den Gefäßen, die Körpersäfte im Fleisch und in der Haut, in den Sehnen, das Qi in den Leitbahnen. Trotzdem zirkulieren diese drei Elemente nicht getrennt voneinander, eins ist nicht vom anderen isoliert. Der Aufbau eines jeden hängt gleichermaßen von den beiden anderen ab.

Das Qi oder die Energie

Überall im menschlichen Körper zirkuliert Energie. Das Wort Energie gibt annäherungsweise die Bedeutung des chinesischen Schriftzeichens Qi wieder, das im Wort Qi Gong enthalten ist. Die Sinologen bieten uns eine sprachlich genauere Übersetzung an, die Atem bedeuten würde, doch wird Energie als klassischer Begriff benutzt.
Jene Energie, die im menschlichen Körper zirkuliert, wird Zhen Qi genannt, »wahre, authentische Energie«, oder auch Zheng Qi, »korrekte Energie«. Die chinesische Physiologie unterteilt zwecks genauerer Analyse das Zhen Qi des Körpers in verschiedene Energieformen: Yuan Qi, angeborenes Jing Qi, erworbenes Jing Qi, Zong Qi, Yong Qi und Wei Qi, denen man noch das Shen zufügen muß. Zhen Qi zirkuliert überall und in der kleinsten Zelle, entsprechend dem Blut, das alle Gewebe versorgt. So wie sich das Blut in den Gefäßen verteilt, die sich zu Arterien, kleineren Adern und Kapillaren verzweigen, so wird das Qi über die Meridiane, die sich in kleinere Leitbahnen unterteilen, Lo-Leitbahnen genannt, und über ihre Verzweigungen in den inneren Organen und Geweben, in der Haut und an den Poren verteilt. Bestimmte Punkte an der Oberfläche sind Sammelpunkte von Qi, Hsue genannt, »Brunnen«; das sind die Akupunkturpunkte.

Yin und Yang

Yin regiert das, was materiell und schwer ist; Yang das Immaterielle, die Energie, das Subtile. Yin entspricht dem Zustand der Ruhe, Yang der Bewegung; Yin dem Entschwinden, Yang dem Erscheinen. Yin ist das, was im Inneren ist, das Versteckte, die Tiefe; Yang ist das Äußere, das Offene, die Oberfläche. Yin ist die Vertiefung, Yang die Erhebung.

Jedes Phänomen kann, je nach der Polarität, die es zum Ausdruck bringt, in Analogie zu Yin oder Yang gebracht werden. Am Himmel befinden sich zum Beispiel zwei bedeutsame Gestirne: die Sonne, die Yang ist, und der Mond, der Yin ist. Die Wärme ist Yang; die Kälte, die verfestigt und gefrieren lässt, ist Yin. Der Tag ist Yang, die Nacht ist Yin. Der Wandel und die Komplementarität, die durch Tai Ji symbolisiert werden, lassen sich im Wechsel von Tag und Nacht beobachten. Zwei entscheidende Momente sind der Nadir zwischen 23 und 1 Uhr und der Zenit zwischen 11 und 13 Uhr. Entscheidend deshalb, weil das die Stunden sind, in denen man am besten auf das Yin und das Yang, die instabil sind, einwirken kann. Diese Stunden sind wichtig, weil sie den alten Taoisten zufolge für die Qi-Gong-Übungen und die Meditation am günstigsten sind.

Yuan Qi

Das wichtigste Qi

Yuan Qi bezeichnet die pränatale Energie. Sie besteht vor der Existenz des Individuums und wird durch die Eltern übertragen. Die westliche Interpretation dieser Auffassung legt den Gedanken nahe, dass Yuan Qi das genetische Kapital darstelle. Nach einer anderen Theorie glaubt man im Yuan Qi das phylogenetische Kontinuum zu erkennen, die Evolution der Spezies bis hin zum Menschen.

In jedem Fall verlangt das Studium der alten medizinischen Texte, das, was die Chinesen mit dem Begriff Yuan Qi zum Ausdruck bringen wollten, in seinen verschiedenen Nuancen zu verstehen. Diese Texte bringen in der Tat klar zum Ausdruck, dass dieser Hauch, Yuan Qi, schon vor der Empfängnis existiert und dabei bestimmend ist. Gemeint ist die Übertragung des ursprünglichen Yang durch den Vater und des ursprünglichen Yin durch die Mutter und ihre Verschmelzung. Aus dieser Verschmelzung entsteht Yuan Qi, die Quelle des Lebens während der gesamten Existenz. Man könnte sich hier fragen, ob diese Energie nicht gleichzeitig die »Intelligenz« ist, die die Entwicklung des Embryos, ausgehend von den drei Keimstadien Ektoplasma, Mesoplasma und Endoplasma, induziert.

Man sagt, dass Yuan Qi den Organismus von der Geburt an in den Prozess des Wachstums, des Lebens und dann des Todes hineinführe, denn aus diesem Hauch entwickeln sich die Energien des »Späteren Himmels«. Yuan Qi ist also die wichtigste Form von Qi. Wenn es erschöpft ist, bedeutet das den Tod.

Aus: Yves Requena, QIGONG. Das geheime Übungssystem für Lebenskraft und Langlebigkeit. Goldmann-Verlag 1992

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Kursleiter: Dieter Franke
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